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Die Wachstumsproblematik – aus ethischer Perspektive

Autorin/Autor:

Die Wachstumsthematik ist ethisch nicht neutral, aber ethische Diskussionen sind in diesem Gebiet bisher eine Rarität. – Kein Wunder, das Terrain ist über weite Strecken heikel. Im Folgenden wage ich den Versuch, es zumindest etwas auszuleuchten…

I. Orientierungssuche

Die am nächsten liegende Assoziation zur Ethik ist wohl der „Kategorische Imperativ“ von Hans Jonas, der 1979 als erster in deutscher Sprache eine Ethik zur ökologischen Krise geschrieben hat: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“.[i]

Wie überträgt man diesen Imperativ auf die Wachstums-Problematik? „Wachse nicht!“ oder „Hör auf zu wachsen!“ klingt beides irgendwie skurril. Der moralische Zeigefinger wirkt ohnehin so gut wie immer kontraproduktiv. Ja sogar abstossend, wenn er wie ein Wegweiser fungiert, der „selbst nicht in der angezeigten Richtung mitläuft“ (frei nach Max Scheler).

Ethische Handlungsempfehlungen wirken im vorliegenden Zusammenhang noch aus einem anderen Grund unglaubwürdig. In den Worten Mario von Cranachs:[ii] „Die Situation ist wahr­haftig schwierig: wir können weder vorwärts noch stehenbleiben, und auch nicht zurück.“

Die Klärung von Handlungsoptionen setzt eine Analyse der wichtigsten Herausforderungen voraus, die sich aus dem Wachstumssyndrom ergeben. Wie sind diese Herausforderungen im Vergleich zueinander zu gewichten? Und wenn wir die Strategien diskutieren, mit denen wir ihnen begegnen wollen, welche Kollateraleffekte müssen wir dabei in Rechnung stellen? – Eine ethische Erörterung kann also nicht im Elfenbeinturm erfolgen. Sie ist nur in der Auseinandersetzung mit  einer Vielzahl empirischer Forschungsresultate möglich.

II. Zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem unterscheiden

Ethik hat es primär mit Werten zu tun. Aber sie muss sich immer zugleich auf empirische Fakten einlassen. Bei der Wachstumsproblematik sind diese aber vielfach kontrovers. Auf welche Fakten man sich einlässt, wie man sie interpretiert und nach ihrer Relevanz gewichtet – all das sind ethische Fragen.

Die wesentlichen Fragen sind nicht immer diejenigen, die sich wissenschaftlich am leichte­sten und eindeutigsten beantworten lassen. Und umgekehrt sind die Fragen, die sich am eindeutigsten beantworten lassen, nicht immer die wesentlichsten.

Was die Wachstumsproblematik betrifft, so halte ich folgende Fragen – getrennt nach (a) empi­rischen und (b) normativen – für wesentlich:

(a) Empirische Fragen:

Frage nach den Kausalitäten: Wie hängt das Wirtschaftswachstum mit anderen Wachstumstrends zusammen – dem Wachstum der Bevölkerung, der Ansprüche, des Verbrauchs an Ressourcen und nichterneuerbaren Energien, des Grabens zwischen Reich und Arm usw. Wie sehen die kausalen Beziehungen und Vernetzungen aus?

Abschätzung von Wachstumstrends: Wie rasant ist in den einzelnen Bereichen das Wachstum? Was wissen wir über die jeweiligen Wachstumsgrenzen? Wie hoch schätzen wir die Wahrscheinlich­keiten bei den Risiken? (→ Die Unterscheidung zwischen Chancen und Risiken enthält eine Wertung; Wertfragen stellen sich also oft schon an der Basis der empirischen Wissenschaften.)

(b) Normative bzw. Wertfragen

Abschätzung von Chancen und Risiken: Welche sozialen und ökologischen Wirkungen stufen wir als positiv ein (weshalb?) und welche als negativ (weshalb?).

Fragen zum Umgang mit Risiken: Die Wachstumsproblematik stellt uns vor Entscheidun­gen eines Typs, den die Angelsachsen als „rational choice“ bezeichnen. Unser Umgang mit der Klima­erwärmung  ist ein Beispiel. Der französische Philosoph Michel Serres hat vorge­schlagen, die Frage, ob wir sie stoppen wollen oder nicht, wie eine Wette zu behandeln: „Halten wir unser Handeln und unsere Eingriffe für unschuldig und gewinnen, dann gewinnen wir dennoch nichts, geht die Geschichte weiter wie bisher; verlieren wir aber, dann verlieren wir alles (…) Und im umgekehrten Fall, in dem wir unsere Verantwortung gewählt hätten: verlieren wir, verlieren wir nichts; gewinnen wir aber, gewinnen wir alles.“[iii] (Das ist Blaise Pascals Wette, übertragen auf den Klimawandel.)

Vorfrage und Grundsatzfrage (sie gehört eigentlich an den Anfang): Wie wichtig ist uns überhaupt die Wachstums­frage – im Vergleich zu anderen Fragen, wie etwa der nach unserem Verhältnis zum Islam oder zur Immigration oder zum Frankenkurs oder… Gegebenenfalls könnte es aus ethischer Sicht sinnvoll sein, sich über die komparative Relevanz (auch die ethische Relevanz) dieser und weiterer Themen vorgängig zu unterhalten.

III. Was darf wachsen, was eher nicht?

Damit die Argumentation etwas konkreter wird, möchte ich im Folgenden zu einigen der erwähnten Fragestellungen – empirischen wie normativen – ein paar inhaltliche Überlegun­gen anstellen. Vor­weg aber eine Bemerkung zur Begrifflichkeit.

III.1. Zum Begriff „Wachstum“

Was verstehen wir unter Wachstum?[1] Eine mögliche Antwort könnte lauten: Einen Prozess, der „immer mehr desselben“ mit sich bringt: Wachstum impliziert eine quantitative (evt. räumliche) Zunahme. Bäume wachsen, werden höher und voluminöser. Die Weltbevölke­rung wächst, unser Wissen wächst, erfordert „immer mehr“ Gedächtnisspeicher (Bücher, Speicherplatten…). – Die meisten Wachstumsprozesse stossen irgendwo an Grenzen oder erreichen Schwellenwerte (Kipp-Punkte), an denen sich die systemischen Bedingungen insgesamt verändern. Der Systemwechsel erfolgt chaotisch und kaum vorhersehbar. Manche Systemwechsel halten wir für eine Katastrophe.

Im immateriellen Bereich ist Wachstum theoretisch unbegrenzt möglich. Das betrifft zunächst den Bereich der Mathematik und Geometrie (Mengen, Zahlen, fiktive Räume usw.). Es betrifft aber auch: Wissen, Kenntnisse, Fantasie, Informationen, Know how, Fähigkeiten, Fertigkeiten, sozialer Austausch, Gedankenaustausch, künstlerische Betätigung [Musik!]. Wachstum ist hier unproblematisch, wenn nicht sogar erwünscht (praktisch bestehen auch hier Grenzen, da wir keine körperlosen Wesen sind). In vielen Kontexten gilt: Auch Vielfalt soll „wachsen“ können oder jedenfalls nicht abnehmen. Die Artenvielfalt und kulturelle Vielfalt sind Beispiele.

Im materiellen Bereich stösst Wachstum an Grenzen: Erstens, weil unsere Erde begrenzt ist. Das betrifft vor allem natürliche Ressourcen aller Art und die Landflächen. Wachstumsgren­zen zeigen sich aber nicht überall gleichzeitig. Beim Wasserverbrauch liegen sie anderswo als bei der Ausbeutung von Phosphaten. Der Zeitpunkt, zu dem solche Grenzen erreicht werden, hängt aber auch ab von der Dynamik der Wachstumsprozesse. Je steiler die Wachstums­kurve, desto eher dürften sie erreicht werden, desto höher also die Risiken. Vgl. die Beispiele unten.

Zweitens stellen auch systemische Gleichgewichts­bedingungen, z.B. die Klimastabilität und die Erhaltung von Diversität (z.B. Biodiversität) Grenzen dar. Diese Grenzen sind eigentlich Kipp-Punkte – Schwellenwerte, an denen das System kollabiert. Überall dort, wo wir diese Schwellenwerte nicht kennen, stehen wir, sofern wir die betreffenden Wachstumsprozesse beeinflussen können, vor einer Rational-Choice-Situation (vgl. oben, Michel Serres‘ Wette).

Drittens: Wachstumprozesse generieren oft auch Nebenfolgen anderer Art. Ein Beispiel ist die Häufung von Anspruchs-Kollisionen: Nimmt die Anzahl Individuen linear zu, so wächst die Anzahl möglicher Interessen-Kollisionen zwischen ihnen exponentiell. Der Wunsch, sie friedlich beizulegen, wird dann selbst zum Wachstums-Treiber! Umgekehrt verhält es sich bei einer anderen Art von Nebenfolgen, die auf unerwünschte Wachstumsprozesse bremsend wirken. Ein Beispiel ist die Übersättigung – z.B. gegenüber Propaganda, Werbung oder Gütern aller Art, deren Anhäufung die Lebensqualität nicht mehr steigert.

III.2. Wachstumsprozesse – unterschiedliche Dynamik, unterschiedliche Treiber

Je rascher ein Wachstumsprozess, in den wir verwickelt sind, je steiler also seine Wachstumskurve, desto mehr Risiken birgt er wahrscheinlich. Insofern könnte sich die Steilheit des Wachstums prima facie als Kriterium für die ethische Bewertung von Wachstumsprozessen eignen.

Die folgenden Beispiele – Wachstumsprozesse mit unterschiedlichen Wachstumsprofilen – hängen alle mit dem Wirtschaftswachstum zusammen. Ein Vergleich zwischen den Dynamiken dieser Prozesse dürfte zu ethisch relevanten Aussagen führen. Ebenso eine Klärung der Frage, in welcher funktionalen (kausalen) Beziehung  sie zum Wirtschafts­wachstum stehen: Welche sind seine Folgen, und welche fungieren als Wachstums-Treiber?

(a) Weltbevölkerung. Das ist zwar ein Tabuthema, aber trotzdem relevant: Unsere Spezies wächst täglich immer noch um gute 220‘000 Personen. Zum Vergleich: Im Syrienkonflikt verloren seit März 2011 etwas mehr als 220‘000 Menschen ihr Leben.[iv] Im Jahr 2014 versuchten 219‘000 Flüchtlinge das Mittelmeer zu überqueren (während eines Jahres). Am 26.12.2004 fielen dem Tsunami 240‘000 Menschen zum Opfer (an einem einzigen Tag). Pro Jahr wächst die Erdbevölkerung um gute 80 Millionen (= Einwohner­zahl Deutschlands oder Mexikos). Die durchschnittliche Kinderzahl pro Paar sinkt in den meisten Ländern zwar schneller als jemals in Europa, aber die Anzahl Paare ist während der letzten 2-3 Generationen schneller gewachsen, als die Kinderzahl abgenommen hat. Beispiel: Obwohl in Brasilien die Anzahl Kinder pro Paar auf 2,3 gesunken ist (praktisch die Bestandserhaltung), ist der Bevölkerungsdruck in Brasilien riesig. In 19 Städten hat sich die Einwohnerzahl im letzten Jahrzehnt verdoppelt (10 dieser Städte liegen im Amazonasbecken).[v] – Die Annahme, das Wachstum komme bei 9-10 Milliarden zum Stillstand, geht von bestimmten Vorausset­zungen aus: In den betroffenen – meist besonders armen – Ländern nimmt das Bildungs­niveau der Paare kontinuierlich weiter zu, ebenso die Emanzipation der Frauen, der materielle Wohlstand, inkl. Zugang zu medizinischer Versorgung und zu Verhütungsmitteln; die Kriegsgebiete dehnen sich nicht weiter aus – in ehemaligen Kriegsgebieten wächst die Bevölkerung besonders schnell -, und sichere Kontrazeptiva werden nicht knapp – sie müssen z.B. nicht wegen unerwünschter Nebenfolgen vom Markt genommen werden.

Das Bevölkerungs­wachstum ist aber bei Weitem nicht das bedrohlichste Wachstums­problem.

(b) Materielle Ansprüche. Der materielle Verbrauch ist in den letzten Jahrzehnten wesentlich schneller gewachsen als die Weltbevölkerung. Diese hat sich seit 1950 knapp verdreifacht, das Volumen der Weltwirtschaft hingegen verzehnfacht, die Zahl der Autos verzwanzigfacht[vi] und die der von Flugzeugpassagieren zurückgelegten Kilometer (seit 1960) sogar versechzig­facht.[vii] Die Wachstums­kurven unserer erdölbasierten Mobilität steigen also sieben bzw. zwanzig Mal steiler als die der Weltbevölkerung. Das Volumen des globalen Warenhandels ist zwischen 1950 und 2013 sogar um den Faktor 76 gestiegen[viii] – gut fünfund­zwanzig Mal schneller als die Bevölkerung.

Folgen für die Landwirtschaft: Der Pflug hat mit dem Storch bislang gut Schritt gehalten. In den Entwicklungs- und Schwellenländern liegt die Kalorienzufuhr pro Person aber grossen­teils noch deutlich niedriger als bei uns. Sie dürfte weiter zunehmen, der Fleischkonsum ebenso. Die Agrarwirtschaft nutzt heute etwa vierzig Prozent der Landoberfläche. Wachsen kann sie nur noch auf Kosten von Savannen, Nationalparks und tropischen Regenwäldern. Jedes Jahr gehen schätzungsweise 24 Milliarden Tonnen Erde verloren (drei Tonnen pro Erdenbürger).[ix] Phosphat-Vorkommen (für Mineraldünger) reichen noch für drei bis acht Jahrzehnte. – Bis 2050 muss sich, wenn Hunger vermieden werden soll, die Nahrungsmittel­produktion offiz. Schätzungen zufolge noch verdoppeln. Das „Landgrabbing“ explodiert nicht zuletzt deswegen, weil landwirtschaftlich nutzbare Flächen eine der attraktivsten Kapitalanlagen sind, die heute zur Verfügung stehen.

Folgen für die Wasserversorgung: Auch der Verbrauch von Wasser nimmt rascher zu als die Bevölkerung, und zwar in den letzten 300 Jahren fast um den Faktor fünf.[x] Wasser wird zwar durch Verdunstung und Niederschläge rezykliert. Aber in weiten Teilen der Welt (Indien, China, Sahelzone, Saudiarabien, USA) sinken die Grundwasser­spiegel schneller, als Wasser nachläuft, falls überhaupt welches nachläuft. Manche fossilen Aquifere sind demnächst ausgepumpt. Gleichzeitig schwinden in den Hochgebirgen die Gletscher (von den in Himalayagletschern entspringenden Flüssen leben heute fast zwei Fünftel aller Menschen).

(c) Wirtschaft. Als Quellen der wirtschaftlichen Wertschöpfung gelten Arbeit und v.a. Kapital. „Die Natur als Produktivfaktor wird kaum in Betracht gezogen“.[xi] Das verfälscht die Produktivitäts-Kalküle. So besteht z.B. der Verdacht, dass in China dem jährlichen Wertschöpfungs­zuwachs eine Wertverminderung in gleicher Höhe bei den Leistungen der Ökosysteme gegen­übersteht. Dieser Verdacht lässt sich auf die Weltwirt­schaft insgesamt ausdehnen. Die Verwandlung von Natur in Geld ist offenbar mit einer gigantischen Wertvernichtung verbunden. Würde man diese Verluste in die Bilanz einbeziehen, so verschwände vielleicht das – in Geldwerten gemessene – Wirtschafts­wachstum. Würde dies die Wirtschaft wirklich in eine unlösbare Krise stürzen?

Im Folgenden ein paar Überlegungen zu den anderen beiden Wertschöpfungsquellen: Arbeit und Kapital. Die erste ist ethisch wohl ziemlich unverdächtig, die zweite hingegen treibt ihre Blüten in zum Teil höchst kontroverser Weise.

(c1) Arbeit, Lernprozesses, Innovation als Wachstumstreiber. Ein Wachstumstreiber, der der kapitalistischen Wirtschaft zeitlich vorausgeht, zeichnet sich schon in der Steinzeit ab: individuelle und kollektive Lernprozesse. Die Effizienz der menschlichen Arbeitskraft bzw. der Werkzeuge hat im Laufe der Geschichte dauernd zugenommen. Die Länge der Schnittflächen, die unsere fernen Vorfahren aus einem Kilo Feuerstein gewannen, steigerte sich vom Paläo- zum Neolithikum um den Faktor 400: von zehn Zentimetern auf vierzig Meter. Dieser Prozess dauerte zwar mehrere Jahrhunderttausende; doch schon damals hat sich die Effizienz-Steigerung langsam beschleunigt.[xii] Wer effizienter produziert, gewinnt gegenüber seinen Konkurrenten einen Vorsprung. Das Zauberwort für den wirtschaftlichen Wachstumstreiber lautet seit einigen Jahrzehnten „Innovation“. Innovation setzt Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kommunikation usw. voraus – lauter immaterielle Güter. Längst nicht alle Innovationen bewähren sich. Aber dort, wo sie sich bewähren, wächst mit ihrer Umsetzung häufig auch die Inanspruchnahme materieller Ressourcen („Rebound-“ und „Backfire“-Prozesse): „Die Moderne verbraucht mehr Stein als die Steinzeit, mehr Eisen als die Eisenzeit, mehr Kohle als das ‚Kohlezeitalter‘“.[xiii]

(c2) Wettkampf, Wettbewerb. – Er ist schon in der Evolution omnipräsent und in der menschlichen Kultur vermutlich so alt wie die Kooperation. Wettbewerb entsteht in erster Linie, wo Ressourcen knapper sind als die Nachfrage, und in zweiter Linie in der Auseinandersetzung um Macht – verstan­den als Vermögen, sich künftige Güter zu verschaffen.[xiv] Als Machtsymbole fungieren, ausser dem Schwert, Reichtum, Prunk und Protz. So wie der Wettbewerb um Macht die fortgesetzte Anhäufung von Machtmitteln stimuliert, treibt der Wettbewerb in der Wirtschaft deren Wachstum an.

(c3) Kooperation, Austausch, Nachahmung. – Auf eine oft übersehene Quelle des Wirtschaftswachs­tums hat am WEF in Davos (2015) der amerikanische Ökonom Ricardo Hausmann aufmerksam gemacht: die Kombination von Know how.  So, wie man aus vier Buchstaben viel mehr Wörter bilden kann als aus dreien, lassen sich viel kompliziertere Produkte (Maschinen, Infrastruktur) aufbauen, wenn sich eine Vielzahl unterschiedlicher Kompetenzen (Know how) zusammenfinden. Je grösser die Zahl der Kompetenzen, desto grösser (in exponentiellem Sinn) ist die Anzahl unterschiedlicher Weisen, wie sie sich zu Innovationen kombinieren lassen. Das Erfolgsgeheimnis liegt, so gesehen, in der Vernetzung von Know how und in der richtigen Koordination/Balance zwischen der Nachfrage nach Know how und seiner Bereitstellung/und dem Aufbau von Know how. Das setzt natürlich einen hohen Standard an Kooperationsfähigkeit und gegenseitigem Vertrauen voraus. Länder sollten sich – gegen Ricardos Aussenhandelstheorie – nicht spezialisieren, sondern hinreichend diversifizieren.[xv]

(c4) Geld, Kapital, Kredit. – Eine auf Kredit gebaute Wirtschaft ist eine Schuldenwirtschaft. Man gibt Geld aus, das man gar nicht besitzt. Man macht Schulden, erhöht die Produktivität, zahlt die Schulden mit Zins zurück oder nimmt für die Rückzahlung neue Schulden auf… – Heute wird lebhaft darüber diskutiert, was besser ist: ein Staat, der Schulden macht und investiert, oder die Privatwirtschaft, die sich verschuldet und mit Produktionssteigerung die Schulden zu tilgen versucht. Parallel dazu kann man in die Finanzmärkte investieren, in der Hoffnung, langfristig dabei zu gewinnen. Der Handel mit Geld (→ Zins), später der Handel mit Aktien (→ Dividenden) und schliesslich der Handel mit Credit Default Swaps (→ Ver­sicherungen, die im Handel den Charakter von Wetten annehmen) fungieren jeder für sich als zusätzliche Wachstumstreiber.

(d) Folgen des Wirtschaftswachstums. Das Wirtschaftswachstum führt eine Reihe von Implikationen mit sich, die ich im Folgenden nacheinander thematisieren will: Die Zunahme von Ansprüchen; die Tendenz zur Beschleunigung (Zunahme des Tempos); das Wachstum der Finanzmärkte; die Zunahme der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit innerhalb einzelner Länder und zwischen den Ländern. Die meisten dieser Implikationen sind nicht nur Folgen des Wirtschaftswachstums, sondern fungieren auch als dessen Ermöglichungs­bedingungen (sie treiben es zusätzlich an).

Wachstum der Finanzmärkte. Setzt man Kapital und Geld gleich, so scheint sich das Kapital manchmal von ganz alleine zu vervielfachen. Zwischen 1983 und 2001 wuchs das Handels­volumen auf den Aktien- und Devisenmärkten um den Faktor 56.[xvi] Die Devisenmärkte wachsen schneller als die Aktienmärkte (was sich mit der Einführung des Hochfrequenz­handels ändern könnte). 1995 beliefen sich die Devisentransaktionen pro Tag auf 1‘300 Mrd. US-$,[xvii] 2007 auf 3‘200 Mrd.,[xviii] 2011 auf 4‘000 Mrd.[xix] und 2013 auf 5‘300 Mrd.[xx]. Auf das Jahr umgerechnet, ist dies das knapp 17-Fache des Weltsozialprodukts von 2013. – Der Devisenhandel schwankt in der Grössenordnung von 68 mal (1995) und 85 mal (2007) dem Volumen des Handels mit Gütern und Dienstleistungen. Er dient also lediglich zu 1,5% bis 2% der Realwirtschaft. Dieses Verhältnis erinnert an ein Schaumbad mit 10 Zenti­metern Warm­wasser und fünf bis acht Meter Schaum. „Finance had swamped the real economy“, schreibt Rodrik.[xxi] Man kann ergänzen: ‘And real economy has swamped sustainability’.

Vom Wachstum auf den Finanzmärkten profitieren, via Pensionskassen, alle schweizerischen Rentenbezüger. – Welche Vorteile bietet diese Entwicklung sonst noch? Was treibt sie an?

(d) Schere zwischenArm und Reich. Sie hat sich seit Beginn des 20.Jahrhunderts – trotz vieler länderspezifischen Abweichungen und vielem Hin und Her im Einzelnen – zunehmend geöffnet. Parallel dazu (obwohl natürlich meistens nicht proportional dazu) variieren auch die Diskrepanzen zwischen den ökologischen Footprints, aber auch zwischen den Lebens­perspektiven. Das Armutsgefälle hat drei Dimensionen:

(i) Vergleicht man das Bruttosozialprodukt pro Person in einzelnen Ländern (dem entspricht in etwa das Durchschnittseinkommen), so zeigt sich, dass die Werte kontinuierlich auseinanderdriften (vgl.im Anhang, Tab.1 und 2).

(ii) Innerhalb einzelner Länder driften die höchsten und die niedrigsten Einkommen ausein­ander – vor allem weil die Einkommen im obersten Zehntel weiter steigen. Das hat v.a. zwei Gründe: „die Tendenz der Kapitalgewinne, die Wachstumsrate zu übertreffen“,[xxii] und, davon unabhängig, die steigenden Managergehälter.[xxiii]

(iii) Vergleicht man unter Abstraktion von Landesgrenzen die grössten und die kleinsten Vermögen, so stellt man auch hier eine rasch zunehmende Spreizung fest. Im 20.Jahrhundert hat sich die Schere zwischen dem reichsten und dem ärmsten Fünftel der Weltbevölkerung etwa versiebenfacht (vgl. im Anhang Tab.1).[xxiv]

Diese zunehmende Ungleichheit beeinflusst das menschliche Zusammenleben in vielfältiger Weise. Das gilt für die wachsende Wohlstandskluft (a) sowohl zwischen einzelnen Ländern als auch (b) innerhalb der Länder.

(a) Das internationale Wohlstands- und Lohngefälle lädt Firmen dazu ein, ihre Produktions­stätten dorthin zu verlagern, wo Lohnniveau und/oder die Unternehmensbesteuerung am geringsten, die ökologischen Auflagen am laschesten und die Gesetze für Geschäfte am vorteilhaftesten sind. Die ärmsten Länder sind gut genug für die Ansiedlung von Dreck­schleudern und die Entsorgung von Schrott aller Art.

Wohlstand ist ein Pullfaktor, Armut ein Push-Faktor. Je steiler das Gefälle, desto stärker die Motive zur grenzüberschreitenden Migration. Die hohe Opferzahl unter den Migranten lässt auf den Leidensdruck schließen, der in den untersten Sektoren der Wohlstandskluft aufgebaut hat. Aus den Herkunftsländern wandern oft die bestqualifizierten Menschen ab, was ihre Entwicklung bremst. Und in den Zielländern wächst mit der kulturellen Heterogenät auch das Spannungspotential. Grenzzäune treffen echte Flüchtlinge genauso wie sog. Wirtschaftsflüchtlinge und fördern das Schlepperwesen.

Schliesslich wirken sich wachsende ökonomische Gegensätze auch auf die Kriegführung aus: Dem teuren, hochtechnologisierten Waffeneinsatz der Supermächte steht der mit billigen, technisch wenig anspruchsvollen Mitteln durchgeführte Terror gegenüber, der staatlichen Armee die Vielfalt nicht-staatlicher Akteure – Warlords oder Terrorfürsten, die ihre Kämpfer mit Kalaschnikows oder Macheten ausrüsten und nicht selten Minderjährige rekrutieren. Massenvergewaltigung und das Abbrennen ganzer Siedlungen sind Formen der Kriegführung praktisch zum ökonomischen Nulltarif.[xxv]

(b) Überschreitet die Ungleichverteilung innerhalb einzelner Länder eine bestimmte Schwelle, so sinkt die Lebensqualität. Das haben Richard Wilkinson und Kate Pickett[xxvi] für 23 reiche Industrieländer sowie für die 50 amerikanischen Bundesstaaten nachgewiesen: Je steiler das Wohlstandsgefälle, desto deutlicher tritt eine Reihe negativer Kollateraleffekte sozialer, psychischer und gesundheitlicher Natur zutage. Zu diesen Effekten gehören eine Zunahme der Kindersterblichkeit, des Schulversagens, des Drogen- und Alkoholmissbrauchs, der Fettleibigkeit, der Häufigkeit von Schwangerschaften bei Minderjährigen, aber auch der Gewaltverbrechen (Homizide) und der Zahl der Gefängnisinsassen. Im Gegenzug dazu nehmen die Lebenserwartung und das Gefühl der Zufriedenheit ab. Das gilt nicht nur für die ärmeren sozialen Schichten, sondern auch für die reichen. In den skandinavischen Ländern und in Japan ist die Ungleichverteilung relativ gering, in Portugal, England und den USA dagegen relativ hoch; in der ersten Ländergruppe sind Bildungserfolg, Lebenserwartung und allgemeine Zufriedenheit höher und die erwähnten sozialen Probleme geringer als in der zweiten Ländergruppe.

Die direkten kausalen Zusammenhänge sind nicht besonders gut erforscht. Doch liegt die Vermutung nahe, dass der interpersonelle Vergleich der sozialen Positionen und das Gerangel um den sozialen Status eine umso grössere Rolle spielen, je stärker die Ungleich­verteilung ausgeprägt ist. Die Orientierung am Wettbewerb überwiegt die an der Koopera­tion. Darunter leiden das Vertrauen in andere Personen, die Solidarität und das Mitgefühl. Der Stresspegel steigt – und zwar für alle.

Kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern fallen dabei anscheinend kaum ins Gewicht. Im Japan der fünfziger Jahre war die soziale Ungleichheit grösser und gleichzeitig lag die Lebenserwartung tiefer als in den USA. Inzwischen haben sich die Verhältnisse in beiden Ländern umgekehrt.

***

Nachdem er nüchtern eine Auslegeordnung etwas anderer Art präsentiert hat, schreibt Stephan Emmott: „Wenn wir eine globale Katastrophe verhindern wollen, müssen wir irgendetwas Radikales tun – und ich meine wirklich tun“.[xxvii] Und fügt hinzu: „Aber ich glaube nicht, dass wir das machen werden.“ Und dann, im englischen Original: „We’re fucked“.

Ich hoffe, das ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

 

IV. Wie weiter?

„Wie können wir diese negative Entwicklung beeinflussen, die ohne ein Umschwenken vor allem für spätere Generationen fatal sein würde? Wie können wir diesem Teufelskreis entrinnen? Wo die richtigen Entscheidungen getroffen werden können, werden sie in der Regel nicht  getroffen, weil zu viele kurzfristige, so genannte wirtschaftliche Interessen dahinterstehen. Ich glaube, es gibt ganz einfache Richtlinien und Anweisungen, die uns alle helfen können. Die ganze Wirtschaft hängt ja vom Endverbraucher ab, und für diesen ist es relativ einfach, eine Gewohnheit zu ändern bzw. ein kleines Opfer zu erbringen, wenn man das so nennen will. Auf verschiedene Dinge, bei denen klar ist, dass sie schlecht sind – das können z.B. Produkte sein, mit denen Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung zusammenhängen –, können wir verzichten, diese ganz klar boykottieren. Wir können auch Produkte fördern, die Lebewesen und das Leben an sich respektieren.

[Beispiel:] Für uns ist es schwierig, zum Regenwald eine Beziehung zu bekommen, weil wir nicht dort gelebt haben und persönlichen Einblick hatten. Aber ich glaube, für den guten Umgang mit den Ressourcen dieser Erde müssen wir nicht  in den Regenwald gehen. Es reicht, wenn wir lernen, zu den kleinen Dingen wieder eine Beziehung zu bekommen und die Augen zu öffnen.“ (Bruno Manser)[xxviii]

Neben Politik und Wirtschaft ist auch das Bildungswesen gefordert, und zwar umso stärker, je langsamer Politik und Wirtschaft ticken: Die heranwachsende Ge­neration muss das nötige „Rüstzeug“ in die Hand bekommen, um die Probleme zu lösen, die wir an sie vererben. Ich vermute Handlungsbedarf in drei Richtungen:

(1) Sensibilisierung für „Natur“ im weitesten Sinn – eine Herausforderung an die emotionale Intelligenz.

(2) Sensibilisierung für Wachs­tumsprozesse aller Art – eine Herausforderung an die rationale Intelligenz und an das ma­thematische Vorstellungsvermögen.

(3) Sensibilisierung für Werte (bes. im nicht ökonomischen Sinn).

Sieben ethische Faustregeln (als Diskussionsanstoss)

Wesentliches und Unwesentliches: Vorrang hat das Wesentlichere. Die Unterscheidung wesentlich-unwesentlich koinzidiert nicht mit lukrativ-nicht lukrativ.

Dezentrieren, Zentrierungen aufbrechen: Bedenken der Folgen und möglichen Neben­folgen: nicht nur nahe, heutige, kurzfristige, sondern auch ferne, künftige, langfristige.

Mitigation statt Adaptation: Anstrengungen zur Milderung negativer Effekte sind wesentlicher als (d.h. prioritär gegenüber) Massnahmen zur Anpassung an solche Effekte.

Geschwindigkeit reduzieren: Je steiler ein materieller Wachstumsprozess, desto wesentlicher (wichtiger) ist es, ihn zu bremsen.

Reversibilität und Irreversibilität: Eingriffe in natürliche Kreisläufe sind umso fragwürdiger, je schwerer sie rückgängig zu machen sind. (Irreversibilität der Folgen als ethisches Kriterium).

Erhalt der Vielfalt: Es geht nicht nur um die Sicherung des langfristigen menschlichen Überlebens, wie das einleitende Zitat von Hans Jonas und die Nachhaltigkeits-Definitionen im Brundtlandbericht nahelegen, sondern auch um eine Minimierung des Artenschwundes: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“ (Albert Schweitzer).[xxix]

Kooperation statt Wettbewerb: Wenn wir alle im gleichen Boot sitzen und das Boot immer löcheriger wird, dann nützt es nichts, wenn wir uns prioritär um die besten Plätze im Boot streiten.

V. Anhang

Tab. 1: Verhältnis zwischen reichstem und ärmstem Land von 1820 bis 1992 (UNDP 1999, Figure 1.6).

1820 1913 1950 1973 1992
3 : 1 11 : 1 35 : 1 44 : 1 72 : 1

Laut Branko Milanovic, dem führenden Ungleichheits-Theoretiker der Gegenwart, hat sich in den letzten 25 Jahren die globale Ungleichheit reduziert. Diese Verringerung verdankt sich dem Wachstum von China, Indien, Indonesien und Brasilien: „Dort sind die Armen reicher geworden und konnten ihre Situation deutlich verbessern.“ „Die fünf Prozent Reichsten verfügen [heute] über 37 Prozent. Die fünf Prozent Ärmsten über 0,2 Prozent. Um das zu verdienen, was die Reichsten in einem Jahr verdienen, müssten die Ärmsten fast 200 Jahre lang arbeiten.“ [xxx] – Milanovic  stützt seine Aussagen auf einen Vergleich zwischen den Einkommen der reichsten fünf Prozent der Weltbevölkerung mit denjenigen der ärmsten fünf Prozent. Das sind jeweils 360 Millionen Menschen. Im Ländervergleich belegen die Extrempositionen Staaten, deren Bevölkerung deutlich unter einem halben Prozent der Weltbevölkerung liegen –  Norwegen: 5,2 Millionen, Luxemburg: 563‘000 Einwohner, Somalia: 10,5 und Burundi: 10,6 Millionen. Im Ländervergleich ist die Diskrepanz also entsprechend grösser, als die Aussage Milanovic‘ vermuten lässt, und zudem bis vor Kurzem ständig gewachsen.

Tab. 2 belegt dieses Wachstum anhand der Spreizung des durchschnittlichen Nominaleinkommens im jeweils ärmsten und reichsten Land (BIP pro Person), ohne PPP (purchase power parity) und ohne Inflationsbereinigung. Inflations­bereinigte PPP-Statistiken zeigen eine wesentlich geringere Spreizung, weichen aber untereinander teils erheblich ab (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_GDP_%28PPP%29_per_capita) und geben Anlass zu  entsprechenden Methoden-Kontroversen.

 

Tab. 2: Durchschnittseinkommen in den Ländern mit höchstem und niedrigstem Bruttoinlandsprodukt pro Person: Die Spreizung nimmt zu.

Jahr Niedrigstes Durchschnittseinkommen in US-$ Höchstes Durchschnittseinkommen in US-$ [Quelle: Weltbank] Verhältnis
1986 1) Äthiopien: 120 Schweiz: 17‘680 1 : 147
1987 1) Äthiopien: 130 Schweiz: 21‘330 1 : 164
1988 1) Mosambik: 100 Schweiz: 27‘500 1 : 275
1989 1) Mosambik: 80 Schweiz: 29‘880 1 : 373
1994 1) Rwanda: 80 Schweiz: 37‘930 1 : 474
1995 1) Mosambik: 80 Schweiz: 40‘630 1 : 508
2006 1) Burundi: 100 Norwegen: 66‘530 1 : 665
2014 2) Burundi: 270 Norwegen: 103‘620 1 : 384
2014 3) Somalia: 131 Norwegen: 97‘226 1 : 742
2014 3) Somalia: 131 Luxemburg: 116‘560 1 : 890

1)     Weltbank: Weltentwicklungsberichte 1988, 1989, 1990, 1996, 1997, 2008, jew. Tab. 1.
2)     Weltbank Data: GNI per capita, Atlas method 2011-2014 (http://data.worldbank.org/indicator/NY.GNP.PCAP.CD)
3)     Nach Berechnungen der United Nations Statistic Division. Aus: Wikipedia, List of countries by GDP (nominal) per capita: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_GDP_%28nominal%29_per_capita

Tab. 3: Die Reichen werden immer reicher: Die reichsten Deutschen 2004-2014 (in Milliarden €):

Rang   Okt. 2004 März 2007 Okt. 2011 Okt.2013 30.März 2014
1 15,6 20 17,2 17,8 25
2 15,1 17,5 16 16 21,1
3 7,8 13,3 11,5 13 19,3
4 6,5 12,8 9 12 18,4
5 5,5 9,6 8,9 10 17,4
6 5,5 9 8 8,6 14,9
7 5,1 8,7 7,2 8 14,3
8 5,05 8,4 7 7,5 12,8
9 4,55 7,6 7 7,2 10,4
10 4,5 6,7 6 6,75 8,8
11 4,45 6,4 5,6 6,5 8,8
12 4,2 6 5,2 6,4 8,6
13 4,2 6 5,1 6,2 8,3
14 4,15 5,9 5,05 6,1 7,7
15 4,1 5,7 4,9 5,9 7,5
16 4 5,5 4,6 5,6 7,2
17 4 4,5 4,5 5,5 7,1
18 3,9 4,3 4,5 5,3 7
19 3,7 4,3 4,25 5 6
20 3,65 4 4,2 4,8 5,8
Total in Mrd €   118,55 166,3 145,7 164,15 238,4

Anzahl Milliardäre auf der Welt, Anfang 2013; 1‘426; ihr Gesamt­vermögen: 5,4 Billionen US$ (= 5,4 Millionen mal eine Million). Anfang 2014 gab es 228 Milliardäre mehr (Forbes 2014).

 


[1] „Wachstum“ ≠ „Fortschritt“ ≠ „Entwicklung“. All diese Begriffe wären näher zu definieren.

 


Endnoten:

[i] Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung, Frankfurt 1979, S.36.

[ii] Mario von Cranach: Wirtschaftswachstum als mehrstufiger Prozess. Ein Vorschlag zur Ordnung der Diskussion (Kontrapunkt-Papier Mai 2015), S.4.

[iii] Michel Serres: Der Naturvertrag, Suhrkamp 1994, S.17 (Orig. Paris 1990).

[iv] Interview mit Patriarch Gregor III. aus Damaskus. Der Bund, 7.5.2015, S.5.

[v] Stephen Emmott: Zehn Milliarden. Frankfurt 2013, S.127.

[vi] Autos: Eigene Berechnung. „Die Anzahl der Autos, die seit der Erfindung dieses Fortbewegungsmittels insgesamt produziert wurden, liegte derzeit bei etwa 2,6 Milliarden. (…) In den nächsten 40 Jahren werden voraussichtlich etwa vier Milliarden weitere Autos von den Bändern rollen.“ (Stephen Emmott, a.a.O. S.92)

[vii] Flugreisen: Stephen Emmott, a.a.O. S.32.

[viii] Zwischen 1950 und 2013 wuchs der Agrarhandel um ca. den Faktor 9,23; der Handel mit Erdöl und Rohstoffen um den Faktor 11 und der Handel mit hergestellten Gütern (manufactures) um den Faktor 76,5. Vgl. https://www.wto.org/english/res_e/statis_e/its2014_e/charts_e/chart03.pdf

[ix] David R.Montgomery: Dreck. Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füssen verliert. München 2010, S.8.

[x] Wasserentnahme im Jahr 1700: 110 km3; im Jahr 2000: 5190 km3 (das ist das 4,7-Fache). John R.McNeill: The Blue Planet. Die Geschichte der Umwelt im 20.Jahrhundert. Frankfurt 2003, S.137ff.

[xi] Mario von Cranach, a.a.O., S.3.

[xii] Louis-René Nougier: Premiers éveils de  l’homme. Paris 1984. Dt. Die Welt der Höhlenmenschen. Zürich 1989, S.85ff.

[xiii] Marcel Hänggi: Fortschrittsgeschichten. Für einen guten Umgang mit Technik.Frankfurt 2015, S.66.

[xiv] So eine berühmte Definition durch Thomas Hobbes (Leviathan, 10.Kapitel, 1.Satz). Diese Definition macht deutlich, weshalb in einigen Sprachen das Wort für „Macht“ und für „Können“ identisch ist: pouvoir, poder…

[xv] Vgl. atlas.cid.harvard.edu

[xvi] David Harvey: Räume der Neoliberalisierung. Zur Theorie der ungleichen Entwicklung. Hamburg 2007, S.47.

[xvii] James Tobin: Prologue zu: The Tobin Tax. Coping with Financial Volatility. Ed. By M. ul Haq, I.Kaul, I.Grunberg. Oxford 1996, p.xvi.

[xviii] Dani Rodrik: The Globalization Paradox. Democracy and the Future of the World Economy. New York 2011, p.207.

[xix] Joseph Huber: Monetäre Modernisierung. Zur Zukunft der Geldordnung: Vollgeld und Monetative. Marburg 32013, S.200.

[xxi] Dani Rodrik, a.a.O.

[xxii] Mario von Cranach, a.a.O., S.3.

[xxiii] Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert. München 2014, Kap. 8.

[xxiv] UNDP: Human Development Report 1999, dt. Ausg. S. 3 und Figure 1.6.

[xxv] Herfried Münkler: Die neuen Kriege. Reinbek 2004.

[xxvi] Richard Wilkinson/Kate Pickett: Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind, Berlin: Tolkemitt-Verlag, 3. Aufl. 2010.

[xxvii] Stephen Emmott, a.a.O., S.202.

[xxviii] Zitate aus Rudi Suter: Bruno Manser. Die Stimme des Waldes. Bern 2005, S.271.

[xxix] Albert Schweitzer: Kulturphilosophie und Ethik. Gesammelte Werke in fünf Bänden, Bd.5, S.115-191. Zürich o.J., S.181.

[xxx] Zu viel des Guten. Interview mit Branko Milanovic. http://www.brandeins.de/archiv/2014/geld/zu-viel-des-guten-branko-milanovic-city-university-of-new-york/. Vgl. dazu: Branko Milanovic:Global Inequality: A New Approach for the Age of Globalization. Boston, 2016 [erscheint im dt. Sprachraum Mai 2016].

 

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