Print Friendly, PDF & Email

Kapitalismus – Expansion ohne Ende?

Autorin/Autor:
Von Kontrapunkt* vom 4. März 2016

Der Hauptmotor der kapitalistischen Wirtschaftsorganisation ist Wachstum, also Expansion. Das ist ihr zum einen strukturell eingeschrieben und wird zum anderen ideell – um nicht zu sagen ideologisch – zur Selbstverständlichkeit erklärt. Unternehmungen wie auch ganze Volkswirtschaften verhalten sich daher nur dann systemrational, wenn sie unablässig nach Wachstum streben.

Der wohl wichtigste strukturelle Konnex zwischen Kapitalismus und Wachstum ist der Grundsatz, für die Verfügung über Kapital sei ein Zins zu bezahlen. Die durch Kapitaleinsatz ermöglichte wirtschaftliche Aktivität soll also einen Ertrag abwerfen, der es dem Nutzer des Kapitals nicht nur erlaubt, einen Gewinn zu erwirtschaften, sondern darüber hinaus auch diesen Zins. Genauso zur kapitalistischen Wirtschaftsweise gehört ein weiterer grundlegender Wachstumstreiber, nämlich die Tatsache, dass wichtige, wenn auch variable Anteile der erzielten Gewinne nicht konsumiert oder umverteilt werden (wie etwa typischerweise in Feudalsystemen), sondern als neues Kapital reinvestiert, das dann seinerseits Zins abwirft, der mit neuen Erträgen finanziert wird.

Die ideologische Selbstverständlichkeit des Wachstumsprinzips wird etwa durch die laufend wiederholte, praktisch gemeinte, aber oft auch ins Pseudophilosophische erhöhte Aussage ausgedrückt, Stillstand bedeute Rückschritt.

Schliesslich gehört Wachstum auch zu den wichtigsten (strukturellen) Legitimierungsmitteln der im Kapitalismus besonders unvermeidlichen Einkommens-, Vermögens- und Chancenungleichheiten, denn es erlaubt, dass neben den privilegierten sozialen Kategorien auch die unterprivilegierten zulegen (und insofern glauben können, das bestehende Verteilungssystem käme ihnen zugute), selbst dann, wenn die Ungleichheiten zunehmen. Dadurch werden diese sozial eher akzeptiert.[1]

Dass die Wachstums- oder Expansionsdynamik dem Kapitalismus inhärent ist, wurde in grossen Teilen historisch gut belegt. Sie betrifft sehr unterschiedliche Aspekte des gesellschaftlichen Lebens und enthält keinen endogenen Bremsmechanismus. In einer frühen Phase, etwa ab dem 16. Jahrhundert, entwickelte sich das kapitalistische Prinzip des Wirtschaftens innerhalb von Ökonomien, die vorwiegend nach anderen Grundsätzen funktionierten (etwa jenem der feudalistischen Reichtumskumulation und –verteilung oder jenem der auf Existenzsicherung ausgerichteten Subsistenzwirtschaft), und blieb während Jahrhunderten eng an den Handel und das mit ihm einhergehende Kredit- und Geldwesen gebunden, wie Polanyi und Braudel gezeigt haben.[2] Eine spezifisch kapitalistisch verfasste Wirtschaftsordnung entstand nur in Europa und auch da über mehrere Jahrhunderte (insofern wäre es zu kurz gegriffen, den Kapitalismus mit Industrie gleichzusetzen). Die für die historische Entwicklung des Kapitalismus typischen Expansionsbewegungen entsprechen nicht einem einfachen Wachstumsmodell, bei dem laufend mehr vom Gleichen praktiziert wird, sie zeichnen sich vielmehr durch ein Vordringen in qualitativ immer wieder andere, bisher von dieser Entwicklung noch nicht erfasste Bereiche aus. Mindestens fünf solcher Expansionsbewegungen können unterschieden werden, die sich zeitlich teilweise überlagern.

Eine erste, besonders umfang- und folgenreiche Form der Expansion war die von Europa ausgehende Kolonialisierung. Ihre ersten Phasen (vor allem durch die Königreiche Spanien und Portugal),[3] erfolgten noch nicht vorwiegend nach einer kapitalistischen, sondern nach einer feudalen Logik, die in erster Linie der Konzentration von Reichtum im Adel und der Konsolidierung feudaler Loyalitäten diente. Sie koexistierten aber bald mit stärker kapitalistisch orientierten Funktionsweisen, die besonders, wenn auch nicht ausschliesslich, von anderen europäischen Kolonialmächten gepflegt wurden (am „reinsten“ wohl von Holland, das besonders stark auf den internationalen Handel setzte, weniger ausschliesslich auch von England, Frankreich, am Rand auch Belgien, Italien, Deutschland und USA). Je systematischer die Ausbeutung der Kolonien erfolgte, desto wichtiger wurde deren kapitalistische Organisation mit ihrer spezifischen Dynamik, namentlich in Form des atlantischen Dreieckshandels, in dem zwar nicht die Schweiz als politische Organisation, aber Schweizer Kapital eine nicht vernachlässigbare Rolle spielte.[4] Diese geographische Expansion führte zunächst zu einer Reihe teilglobaler, paralleler Kolonialstrukturen oder Reiche.[5] Obwohl gewisse dieser Strukturen postkolonial weiterbestehen (Beispiele: das britische Commonwealth, die „Françafrique“), sind sie durch die formale Entkolonialisierung zu einem weniger segmentierten globalen Weltsystem zusammengewachsen, wie vor allem Wallerstein[6] mit seinen historischen Analysen gezeigt hat. Die seitherige Globalisierung hat das Gewicht dieses Weltsystems noch verstärkt und gleichzeitig zu einer teilweisen Verlagerung seiner Kontrolle weg von den ehemaligen Kolonialmächten hin zu multinationalen Gesellschaften geführt – man kann diesbezüglich von einer zunehmenden Denationalisierung der globalen Governance sprechen.[7] Zur späten, postkolonialen Phase dieser geographischen Expansion gehören auch der Zusammenbruch des „realsozialistischen“ Sowjetimperiums und die staatskapitalistische Umorientierung Chinas. Diese jahrhundertelange Expansion ist heute in ein relatives Reife- oder sogar Sättigungsstadium eingetreten. Mit anderen Worten ist die vorwiegend geographische Form der Expansion weitgehend an ihr mögliches Ende gekommen. Das aus ihr resultierende internationale System ist extrem ungleich, heterogen und entsprechend schwer steuerbar.[8]

Mit der – ebenfalls kapitalistisch organisierten – Industrialisierung seit dem 19. Jahrhundert begann eine zweite Expansionsbewegung, diesmal innerhalb der betroffenen Länder, zunächst vor allem in Europa und den USA. In die ursprünglich auf den Handel konzentrierte kapitalistische Funktionsweise einbezogen und dementsprechend umorganisiert wurde hier zuerst das Handwerk, dessen arbeitsintensive und stark personengebundene Tätigkeiten zunehmend in die industrielle Produktionsform (kapitalintensive Fabrik) überführt wurden. Allmählich geschah Analoges mit der Landwirtschaft (vom Einzelbauer zur Agro-Industrie, zugleich von der Allmend zum privaten Bodenbesitz) und schliesslich, im Verlauf des 20. Jahrhunderts, auch mit den Dienstleistungen (beginnend vor allem mit dem Detailhandel : Verdrängung der „Tante-Emma-Läden“ durch Grossverteiler, seit den 80er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts weitergetragen von der rasch zunehmenden Informatisierung und dynamisiert durch das Internet).

Parallel dazu erfolgte eine massive Expansion kapitalistisch verfasster Extraktions- und Veredelungstätigkeiten im Bereich der Naturschätze, von Mineralien über fossile Brennstoffe bis zu Wasser und landwirtschaftlich nutzbarem Boden (neuerdings als land grabbing thematisiert), die man als dritte, gewissermassen ökologische Ausbreitungsbewegung von den bisher erwähnten unterscheiden kann. Auch hier spielt oft die Privatisierung von vormaligem Gemeinbesitz eine zentrale Rolle (etwa beim Wasser, mit den daraus resultierenden Konflikten).

In neuerer Zeit ist eine vierte Expansionsbewegung erkennbar, bei der die kapitalistische Wirtschaftsform in vormals nicht kommerziell organisierte Tätigkeitsbereiche eindringt. Dies gilt besonders für die Bereiche von Gesundheit, Solidarität, Care sowie Freizeit. Dadurch wird ein wachsender Anteil dieser vorwiegend zwischenmenschlichen Leistungen nur noch über den Markt vermittelt. Ihre Zugänglichkeit wird damit abhängig von individueller Kaufkraft, was sie ins allgemeine System der sozialen Ungleichheiten integriert. Zugleich muss ihre Erbringung Gewinne abwerfen, und die aus diesem Prozess hervorgehenden privatwirtschaftlichen Akteure werden zu (nicht nur markt-)mächtigen Konkurrenten öffentlicher Institutionen.

Dasselbe gilt immer stärker auch für bisher staatlich oder sonstwie öffentlich und nicht gewinnorientiert erbrachte Leistungen, namentlich in Form der Privatisierung öffentlicher Dienste, etwa der Alterssicherung und -betreuung (Versicherungen, Pensionskassen, Altersheime), von Infrastrukturleistungen (beispielsweise für Verkehr und Kommunikation), neuerdings bis hin zur Bildung; in gewissen Ländern hat diese Entwicklung sogar das Gefängniswesen erfasst. Da diese stark gewordene Tendenz, im Unterschied zur eben erwähnten „Vermarktung“ von zuvor privat erbrachten Leistungen, vor allem bereits vorhandene staatliche Einrichtungen schwächt oder gar ersetzt, erscheint es als gerechtfertigt, sie nicht als Teil der vierten Expansionsbewegung anzusehen, sondern als eine eigenständige fünfte.[9]

Die skizzierten fünf Expansionsbewegungen bewirken die fortlaufende Unterordnung neuer Bereiche des gesellschaftlichen Lebens unter die besondere Funktionsweise des kapitalistischen Wirtschaftens. Dazu gehört vor allem die Umstrukturierung ihres Funktionierens gemäss dem kapitalistischen Expansionszwang und ebenso die Umorganisation der Verteilungs- und Austauschprozesse gemäss der Marktlogik mit der damit verbundenen Kaufkraftabhängigkeit, welche an die Stelle der vordem wirksamen, häufig eher solidaritätsorientierten Logiken treten. Damit haben diese teils aufeinander folgenden, teilweise gleichzeitig stattfindenden Expansionsbewegungen tiefgreifende Veränderungen der sozialen Organisation der betroffenen Tätigkeiten sowie der sie kennzeichnenden sozialen Beziehungen und Strukturen hervorgebracht, zu denen auch ein spezifisches Auseinanderdriften der sozialen Situation der jeweiligen Gewinner und Verlierer gehört. Im Verlauf dieser Expansionen kam es namentlich zu einer wachsenden Vielfalt der Gewinner, d.h. von Akteuren bzw. Akteurgruppen, die aus dem so ermöglichten Wachstum Nutzen ziehen, damit an seinem Fortdauern interessiert sind und aktiv dazu beitragen, es zu fördern. Sie lösen also zusätzliche Grundtendenzen der sozialen Hierarchisierung, der Entsolidarisierung, der Individualisierung und der Verallgemeinerung kompetitiver Handlungslogiken aus, mit weitreichenden sozialen und politischen Folgen, zu denen es viel zu sagen gäbe, die hier aber nicht im Zentrum des Interesses stehen.

Ein besonders zentraler Bestandteil soll jedoch herausgegriffen werden. Die fortschreitende, in immer mehr Bereiche des gesellschaftlichen Funktionierens eingreifende „kapitalistische Landnahme“ betrifft insbesondere auch das Verhältnis von Politik und Wirtschaft: Sie schwächt die Einflussmöglichkeiten der Politik (namentlich als Ordnungspolitik gegenüber den Märkten) und stärkt jene der grossen wirtschaftlichen Akteure, insbesondere der multinationalen Gesellschaften. Ihre internationale Mobilität wurde immer mehr erleichtert, wogegen staatliche Strukturen an ein festes Territorium gebunden bleiben, was ihre Steuerungskapazität immer stärker begrenzt. So führt die skizzierte Entwicklung zu einer historisch immer weiter fortschreitenden Entbindung der Wirtschaft und ihrer Machtmöglichkeiten aus ihren weiteren sozialen Bezügen (Polanyi spricht von langfristig zunehmender disembeddedness, die nach Touraine inzwischen bereits vollzogen sei[10]). Als Folge davon ist das Primat der Politik schon weit auf dem Weg fortgeschritten, einem faktischen Primat der Wirtschaft zu weichen.

Nur am Rande sei angefügt, dass eine analoge Expansionsdynamik auch auf wissenspolitischer Ebene zu beobachten ist. Die in Bezug auf gesellschaftliche Tatbestände stark eingeengte Analyselogik der Ökonomie wird aktiv auf immer weitere, a priori nicht wirtschaftliche Bereiche übertragen, etwa auf die Familie, die Religion, die Bildung; sie herrscht auch immer stärker in Mediendiskursen vor. Insofern findet parallel zur faktischen Ökonomisierung der Gesellschaft, namentlich auch der Politik, auch eine ideologische Ökonomisierung der Geister statt. So ist etwa die „financial literacy“ daran, zu einer Kernqualifikation nicht nur für die Marktgängigkeit individueller Personen zu werden, sondern für ihre Lebenstüchtigkeit allgemein.

Diese Entwicklungsdynamiken und ihre Abfolge bestätigen zumindest mit hoher Plausibilität die grundlegende Verknüpfung von Kapitalismus und Expansion – ein stagnierender Kapitalismus scheint längerfristig nicht existieren zu können, er wäre ein Widerspruch in sich selbst. Ob man in seiner Expansionsdynamik eher Fortschritt oder Flucht in eine Sackgasse sieht, ist nicht nur eine Frage der Überzeugung, sondern hängt auch von der gewählten Perspektive ab. Unter dem Gesichtspunkt des Wachstums und des Unternehmensgewinns eröffnet jede Expansionsrichtung neue Entwicklungs- und Bereicherungsmöglichkeiten, von denen die Nichteigner von Kapital nur bedingt profitieren. (So ist es häufig zweifelhaft, inwiefern die auf neuen Expansionslinien entstehenden Arbeitsplätze den auf den vorangegangenen arbeitslos gewordenen Personen zugutekommen, sofern diese Prozesse überhaupt zeitnah erfolgen.) Allerdings gilt dies nur relativ kurz- oder höchstens mittelfristig, denn jede dieser Expansionen gelangt über kurz oder lang an eine Sättigungsgrenze und verliert damit ihr Gewinnpotential, was die Suche nach neuen Expansionsrichtungen verstärkt und teilweise auch neue Akteure in Machtpositionen bringt.

Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist nicht nur der Phasenablauf von Eröffnung – Ausbau – Sättigung massgebend, der jede dieser Expansionsbewegungen kennzeichnet, sondern auch deren längerfristige Folgen, die oft einer Strategie der verbrannten Erde gleichen. Die kapitalistische Umformung von Tätigkeiten und der mit ihnen verbundenen sozialen Beziehungen und sozialen Strukturen bewirkt vielfältige schädliche „Nebenfolgen“, die langfristig oft schwerwiegende Probleme schaffen (der bisher unkontrollierte Klimawandel ist eines davon, definitiver Ressourcenverzehr und weitere Umweltschädigungen gehören mit dazu, aber auch problematischer Kulturwandel wie etwa die Verstärkung des Individualismus oder die Erosion qualitativer, „intrinsischer“ Arbeitsmotivation). Diese Probleme sind immer schwerer lösbar – die Klimaerwärmung ist nur das aktuellste Beispiel.

So gesehen erscheint die kapitalistische Entwicklung als ein gigantisches Pyramiden- oder Schneeballsystem, das aus seiner Eigendynamik fortlaufend neue Arten wirtschaftlicher Ressourcen verbraucht, zur Lösung der daraus entstehenden Probleme weitere (materielle, soziale, kulturelle) Ressourcenarten erschliesst und ihrerseits verbraucht, ohne ihre Reproduktion sicherzustellen, und so weiter – vermutlich bis zu einem definitiven Kollaps, dessen genaue Konturen noch nicht auszumachen sind, mit dessen Eintreten aber gerechnet werden muss.

Statt die Unausweichlichkeit der kapitalistischen Weiterentwicklung auch noch theoretisch zu unterfüttern, ist es an der Zeit, dass die Wissenschaften – nicht etwa nur die Wirtschaftswissenschaften – theoretische Alternativen zum wachstumsgezwungenen Kapitalismus entwickeln, dass sie bestehende und zum Teil schon real ausprobierte Modelle (Allmendprinzip, Genossenschaftswesen, Kibbutzsystem u.ä.) systematisch evaluieren, und dass sie davon ausgehend konkrete politische Vorschläge für den Umbau des global gewordenen Wirtschaftssystems ausarbeiten. Ist Kapitalismus ohne Wachstum denkbar? Was ist der Unterschied zwischen Nachhaltigkeit des Wirtschaftens und Abwesenheit von Wachstum? Wie sähe ein nachhaltiges Wirtschaften ohne Kapitalismus, aber auch ohne Diktatur aus? Es geht darum, eine nachhaltige, natur- und sozialkompatible Wirtschaftsform fürs neue Jahrtausend zu entwickeln, bevor die Lebensbedingungen – damit sind auch, aber nicht nur die klimatischen gemeint – ausser Kontrolle geraten. Für eine solche problemorientierte (nicht monotheoretisch modellierte) Bündelung wissenschaftlicher, wohlgemerkt multidisziplinärer Kompetenzen gibt es im übrigen bereits ein praktisches Organisationsmodell in einem ganz anderen Fachbereich: die Arbeiten des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaveränderung (Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC).

Auch NGOs und soziale Bewegungen wie etwa die Postwachstumsbewegung sind dabei wichtig, wohl weniger, weil sie umfassende Alternativvisionen entwickeln oder Regierungen bzw. Konzernleitungen direkt zu Strategieänderungen bewegen könnten, als dadurch, dass sie eine Vielzahl konkreter Versuche ausdenken und auch praktisch ausprobieren, damit für weitere Kreise ihre Möglichkeit sichtbar machen und ihre Tragweite abschätzbar machen, und nicht zuletzt auch dadurch, dass so ein politisches Potential entsteht, das zivilgesellschaftlichen Druck in Richtung nachhaltigen Wirtschaftens ausüben kann. Und, was immer wieder vergessen wird: Städte als gewichtige politische und ökonomische Akteure mittlerer Ebene haben hier eine wohl immer wichtiger werdende Rolle zu spielen.

 

Thematisch verwandte kontrapunkt-Texte:

– Philippe Mastronardi, Der Finanzmarkt ist ein Service public
http://www.rat-kontrapunkt.ch/?p=849

– Philippe Mastronardi & Peter Ulrich, Das Geld regiert die Welt
http://www.rat-kontrapunkt.ch/?p=14

– Philippe Mastronardi & Kontrapunkt, Kann die Demokratie den Kapitalismus neu verfassen?
http://www.rat-kontrapunkt.ch/?p=1618



[1] Zur Vermeidung von Missverständnissen sei unterstrichen, dass dieser Text nicht versucht, eine umfassende Erklärung des Wirtschaftswachstums oder auch seiner Unterbrechungen vorzustellen. Er fokussiert vielmehr den der kapitalistischen Wirtschaftsform inhärenten Wachstumszwang.

[2] Karl Polanyi, The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Europa Verlag, Wien 1977. / Fernand Braudel, Civilisation matérielle, économie et capitalisme. Armand Colin, Paris 1979.

[3] „Vorläufer“ waren auch arabische Länder wie etwa Oman, das am Ende des 17. Jahrhunderts eine koloniale Expansion nach Ostafrika unternahm und in Sansibar sowie im nachmaligen Kenia ein Sultanat errichtete, dessen letzter Rest erst 1964 aufgelöst wurde.

[4] Thomas David, Bouda Etemad & Janick M. Schaufebuehl, Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert. Limmat Verlag, Zürich 2005.

[5] Michael Mann, The Sources of Social Power. Vol. III : Global Empires and Revolution, 1760-1914. Cambridge University Press, New York 2012.

[6] Immanuel Wallerstein, The Modern World System. 4 vols. University of California Press, Berekeley 1974-2011.

[7] Saskia Sassen, Globalization or Denationalization ? Review of International Political Economy 2003, 10(1) : 1-22.

[8] Roberto Patricio Korzeniewicz & Timothy Patrick Moran, Unveiling Inequality. A World-Historical Perspective. Russell Sage, New York 2012.

[9] Nicht völlig klar ist, ob das seit einigen Jahrzehnten beobachtbare und in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren sich stark beschleunigende Überhandnehmen der Finanz- gegenüber der Realwirtschaft als sechste Expansionsbewegung anzusprechen ist. Dafür spricht, verkürzt gesagt, ihre exponentielle Zunahme, die weit über jener der Realwirtschaft liegt und dazu geführt hat, dass bereits jetzt das Finanzmarktvolumen das BIP der meisten Länder schon weit übersteigt. Dagegen spricht die Tatsache, dass es sich nicht eigentlich um eine Integration vorher nicht kapitalistisch organisierter Wirtschaftstätigkeiten in die kapitalistische Ordnung handelt, sondern um eine Machtverlagerung innerhalb dieser Ordnung. Dennoch handelt es sich auch hier um eine grossflächige Entwicklung, die den Verbrauch vorhandener Ressourcen im Rahmen einer einseitig und oft sehr kurzfristig gewinnorientierten Logik vorantreibt.

[10] Alain Touraine, Après la crise. Seuil, Paris 2010.

* Diesen Text haben folgende Mitglieder von kontrapunkt mitunterzeichnet:
Prof. Dr. Jean-Daniel Delley, Politikwissenschafter, Universität Genf; Prof. Dr. Michael Graff, Volkswirtschafter, ETH Zürich; Dr. Peter Hablützel, Hablützel Consulting, Bern; PD Dr. Thomas Kesselring, Universität Bern; Prof. em. Dr. Philippe Mastronardi, Öffentlichrechtler, Universität St. Gallen; Prof. em. Dr. Hans-Balz Peter, Sozialethiker und Sozialökonom, Universität Bern; Prof. Dr. HSG Gudrun Sander, Betriebswirtschafterin, Universität St. Gallen; Prof. Dr. Christoph Stückelberger, Wirtschaftsethiker, Universität Basel; Prof. em. Dr. Peter Ulrich, Wirtschaftsethiker, Universität St. Gallen; Prof. em. Dr. Mario von Cranach, Psychologe, Universität Bern; Prof. em. Dr. Karl Weber, Soziologe, Universität Bern; Prof. em. Dr. phil. Theo Wehner, ETH Zürich, Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften (ZOA), Zürich; Daniel Wiener, MAS-Kulturmanager, Basel.

Comments are closed.